Korruption: 1:0 für WM-Organisator Katar im EU-Parlament

Eine der 14 Vizepräsidentinnen des Europäischen Parlamentes sitzt in Brüssel in Untersuchungshaft.

Sie steht offenbar im Zentrum von monatelangen Korruptions-Ermittlungen der belgischen Behörden.

Der griechischen Parlamentarierin wird vorgeworfen, grosse Summen Bargeld und Geschenke entgegen genommen zu haben von Katar, dem Austragungsland der laufenden Fussball-Weltmeisterschaft.

Im Zuge der Ermittlungen wurden weitere illustre Persönlichkeiten festgenommen.

In jedem Fall gilt die Unschuldsvermutung, natürlich. Wobei, in diesem Fall erscheint das eher als eine juristische Floskel – angesichts der Fakten.

Eva Kaili, stramme Sozialistin aus Griechenland, Vizepräsidentin des EU-Parlamentes sitzt in Brüssel im Gefängnis.

Trotz Immunität, die EU-Parlamentarierin geniessen. Das lässt nur eine Erklärung zu: Eva Kaili wurde offenbar in flagranti erwischt.

Die Anti-Korruptions-Behörde spricht von rund 600 Tausend Euro Bargeld und Luxus-Geschenken, die in mehreren Privat-Wohnungen von Verdächtigen eingesammelt wurden.

In allen Fällen wird wegen Geldwäscherei, organisierter Kriminalität und Korruption ermittelt.

Plötzlich erscheint eine Wortmeldung von Eva Kaili im Parlament unmittelbar nach Anpfiff der Fussball-Weltmeisterschaft in ganz anderem Licht.
Das Beispiel Katar zeige, wie Sport-Diplomatie in der Politik eines Landes viel Gutes erreichen helfe, schwärmte Eva Kaili.

Katar sei ein Vorbild. Katar habe Unmögliches erreicht.

Kaili schien ziemlich isoliert mit ihrer Meinung im EU Parlament und in ihrer Partei. Vielleicht darum klagte die ehemalige TV-Moderatorin aus Griechenland, dass sie und andere von Kolleginnen wegen solcher Voten als korrupt bezeichnet würden.

Kaili steht nicht alleine unter Korruptionsverdacht. Auch mehrere Assistenten werden verdächtigt, auch der Partner der EU-Parlamentarierin. Gegen mindestens drei weitere aktuelle oder ehemalige Abgeordnete wird ermittelt, alle aus Italien und Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei.

Dem nicht genug. Auch der frisch gewählte Generalsekretär des Internationalen Gewerkschaftsbundes sitzt in Haft. Auch ihm wird vorgeworfen, Geld und Geschenke einer Lobby-Organisation erhalten zu haben, im Auftrag von Katars Regierung.

Seit mehreren Monaten berichten Medien weltweit, auch SRF, von offensichtlichen Schmiergeld-Zahlungen Katars, um die umstrittene Fussball-WM in besseres Licht zu rücken.

Die Tatsache, dass Korruptions-Ermittlungen nun das Europäische Parlament erreichen, erschüttert die Institution grundlegend. Entsprechend schockiert reagieren Partei-Kolleginnen und Parlamentarier anderer Fraktionen.

Pikant: All das wurde ausgerechnet am Welt-Anti-Korruptions-Tag bekannt, ausgerufen von den Vereinten Nationen.