Die Floating Farm im Hafen von Rotterdam. Keine Bio-Milchproduktion, aber effizient, platzsparend.

Niederlande: Verseuchte Böden, ausgelaugte Politik

Mitten im Hafen von Rotterdam schwimmt ein Bauernhof. Das ist typisch für die niederländische Landwirtschaft. Sie vereint im gleichen Masse viel Innovationskraft und wenig Feingefühl dafür, dass Konsumentinnen und Konsumenten sich eigentlich mehr Ökologie im Stall und mehr Bio auf dem Teller wünschen.

Viele niederländische Betriebe können sich aber biologischen Landwirtschaft gar nicht leisten. Denn sie sind gefangen in einer Spirale, die ihnen immer mehr Ertrag und Rentabilität abverlangt. Die hohen Bodenpreise sind schuld.

Niemand kann das besser bezeugen als ein Bio-Milch-Bauer im Polderland, der alles richtigzumachen glaubt und trotzdem nicht weiss, ob er seine Betriebsbewilligung behalten kann. Denn seine Böden sind nach Jahren mit konventionellen Anbaumethoden ausgelaugt und enthalten zu viel Stickstoff.

Die Regierung von Langzeit-Premier Mark Rutte liess darum einen Rettungsplan für mehr Ökologie ausarbeiten. Es kam ihr aber nichts Besseres in den Sinn, als mit der Schliessung von Tausenden Bauernhöfen zu drohen, deren Böden besonders verseucht sind.

Das löste eine der grössten politischen Krisen in der niederländischen Politik aus, seit der Finanzkrise und der Corona-Pandemie. Neuwahlen sollen nun einen Ausweg weisen.

Vieles deutet darauf hin, dass die Wählerinnen und Wähler sie zum Anlass nehmen, für eine grundlegende Neuausrichtung in der niederländischen Politik zu sorgen.

Besonderen Zuspruch erhalten neu gegründete Parteien, die nichts weniger versprechen als einen neuen Gesellschaftsvertrag und eine Abkehr vom liberalen Wirtschaftsmodell der Niederlande.

Podcast der Sendung International von Radio SRF, Oktober 2023, Autor: Charles Liebherr